Suchtprävention

Gute Suchtprävention sollte immer auf einem Gesamtkonzept beruhen. Einzelaktionen sind nicht nachhaltig und erzielen nicht die gewünschte Wirkung. Oft werden viele Präventionsthemen einzeln abgearbeitet und somit als anstrengend empfunden. Ein Gesamtkonzept kann Zusammenhänge klar aufzeigen und so die Schule oder Jugendeinrichtung entlasten.

Ein Drogen- oder Suchtpräventionsprojekt im schulischen Kontext oder im Rahmen der Jugendarbeit durchzuführen, bedarf einer hohen Sensibilität und Sorgfalt des/der Unterrichtenden/Erziehenden. Immer muss damit gerechnet werden, dass bereits Jugendliche dabei sind, die mit Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen Erfahrungen haben oder zumindest empfänglich sind für deren Konsum.

Die komplexe Thematik lässt sich kaum in wenigen Unterrichts- oder Gruppenstunden behandeln. Deshalb bietet sich als ein Teil eines Gesamtkonzeptes eine Projektwoche an. Die Ergebnisse können fortlaufend in einer Projekt-Mappe und später in Form einer Ausstellung – z. B. als Plakate auf Stellwänden oder als Berichte und Fotomaterial auf der Homepage der Schule – präsentiert werden. Oder, an einem Auswertungstag stellen die verschiedenen Gruppen mithilfe von Power Point-Präsentationen ihre Ergebnisse in Vorträgen vor.

Unterrichtsprojekte zum Thema Sucht und Drogen haben als Schwerpunkte einerseits Aufklärung und Information, denn Jugendliche sollten gegen Verharmlosungsstrategien entsprechendes Wissen zur Verfügung haben. Und sie sollten auch die juristischen Konsequenzen in Fällen von Drogenkonsum oder -verkauf kennen (ein gutes Beispiel kann hier der Führerschein sein).

Andererseits gilt es stets die Persönlichkeit des Einzelnen zu stärken. Dabei sollte den Jugendlichen beispielsweise bewusst gemacht werden, wie sie mit neuen Herausforderungen umgehen, die es zu bewältigen gilt: Finden sie diese Herausforderungen spannend oder lästig? Wie gehen sie mit Misserfolgen um? Zweifeln sie grundlegend an der eigenen Person oder sind es einfach neue Erfahrungen? Können sie Schwierigkeiten als Chancen sehen, etwas dazuzulernen, oder laufen sie lieber weg oder betäuben sich?

Relevant sind hier auch positive Vorbilder, wie andere Jugendliche, die „Nein” zu Drogen sagen können und – dennoch – beliebt sind; Jugendliche, die sich gegen den Gruppendruck durchsetzen, sich abgrenzen und auch mal gegen den Strom schwimmen können. Heute haben es Lehrkräfte/Erziehende nicht selten mit Jugendlichen zu tun, die zwar Forderungen von Erwachsenen gegenüber – sei es Eltern oder Lehrern – ein „Nein” formulieren können, sich in der Gruppe der Gleichaltrigen aber entweder anpassen, kritiklos unterordnen oder aber den Ton angeben wollen und dabei auch destruktiv agieren.

Außerdem ist es sehr hilfreich – und für die Jugendlichen motivierend – Experten zu den verschiedenen thematischen Schwerpunkten einzubeziehen, zum Beispiel Präventionsfachkräfte von Beratungsstellen, Polizei, Mediziner, Juristen und Psychologen.

Vor Beginn des Projekts empfiehlt es sich, die Eltern zu einem Infoabend einzuladen, um sie beispielsweise über die inhaltlichen Schwerpunkte des Vorhabens, die Termine der Expertengespräche zu informieren und auch gegebenenfalls über Sorgen und Ängste ins Gespräch zu kommen. Die Erfahrung zeigt, dass Eltern zwar einerseits froh und entlastet sind, wenn in der Schule dieses Thema aufgegriffen wird, aber immer wieder gibt es auch Befürchtungen, dass zu viele Informationen ihre Kinder (gemeint sind durchaus Jugendliche der 8. und 9. Klassen!) gerade erst animierten, legale oder illegale Drogen zu probieren. Anonyme Umfragen ergeben nicht selten, dass Eltern gar nicht wissen, dass ihre Kinder schon länger rauchen und auch Alkohol konsumieren. Die Möglichkeit von Kontakten mit z. B. Cannabisprodukten schließen Eltern oft nahezu aus. Hier klaffen mitunter die Einschätzungen der Eltern sowie auch der Lehrkräfte und die Realität der Kinder auseinander.

Während in den Richtlinien und Lehrplänen verschiedener Bundesländer häufig ein Projekt zur Suchtprävention in den Klassen 8-10 angeregt wird, kommt – nach Auskunft der Schülerinnen und Schüler selbst – eine Schule, die in der 9./10. Klasse eine „Erst-Aufklärung” plant, bereits „zu spät”. Nimmt man die Jugendlichen ernst, so müsste inzwischen mindestens zwei bis drei Jahre früher damit begonnen werden.